Warum einen Paddock-Trail und was ist das überhaupt?

Aufgrund meiner Tätigkeit als mobile Reitlehrerin stoße ich immer wieder auf Themen, in denen Reiter Probleme mit ihren Pferden haben, diese aber offensichtlich keine Ursache haben. Der Sattel passt, das Futter ist anständig, das Pferd hat zumindest tagsüber Sozialkontakte, aber irgendetwas stimmt nicht.
Irgendwie ist das Pferd missmutig, unmotiviert, mitunter auch verspannt….
Was mir bei allen diesen Pferden auffällt ist immer ein „Mangel“ in der Haltung.

Wenn ich dieses Thema dann anspreche, sagen viele so ziemlich das gleiche: „Aber ich tue doch schon alles. Was soll ich denn noch tun?“ Oder „Das geht bei uns im Stall nicht anders.“ „Ein Stallwechsel? Wo soll ich denn hin? Es gibt hier in der Nähe nichts Vernünftiges.“
Und so versuchen die Reiter sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und das Beste daraus zu machen.
Aber was ist denn das Beste?
Schauen wir uns einmal die 3 wichtigsten Grundbedürfnisse eines Pferdes an:

Das Pferd ist ein Lauftier.
Und was bedeutet das?
Das bedeutet, dass Pferde in der Natur ca. 16 Stunden überwiegend im ruhigen Schritt unterwegs sind – also laufen.
Ihr ganzer Körper ist darauf ausgelegt, sich ständig zu bewegen. Alle Muskeln, Sehnen, Organe sowie der gesamte Kreislauf sind von Natur aus dazu gemacht, im langsamen „Dauerlauf“ unterwegs zu sein.

Das Pferd ist ein Dauerfresser.
Ja aber, wenn es immer läuft, wie frisst es dann dauernd?
Es frisst halt im Laufen. Pferde sind es gewohnt, den Kopf auf dem Boden, fressend, langsam durch die Gegend zu gehen.
Das Pferd hat im Vergleich zu seiner Größe einen recht kleinen Magen und dieser ist nicht dehnbar. Er ist sozusagen nur ein „Durchgangsposten“. Und er arbeitet immer! Es wird immer Magensäure produziert. Das heißt, er braucht immer etwas zu tun. Kleine Fresspausen um zu dösen oder zu spielen sind ok, aber danach braucht der Magen wieder etwas zu tun.

Das Pferd ist ein Herdentier.
Es braucht Sozialkontakte zu Seinesgleichen. In der Natur leben Wildpferde in Familiengruppen und schließen viele Freundschaften. Das Pferd findet in der Gruppe Sicherheit. Es kann den Bedürfnisse nach „Körperkontakt“ in Form von Mähnekraulen, Spielen, Raufen oder einfach nur dicht-beieinander-Stehen nachkommen.
Es kann in Ruhe dösen, in der Gewissheit, dass ein anderes Pferd Wache hält. Für die Pferdeseele und für die Gesundheit ist Kontakt zu Artgenossen unabdinglich.

Wenn ich diese 3 Grundbedürfnisse für mein Pferd erfüllen möchte, kommt Boxenhaltung für mich nicht in Frage. Also komme ich unweigerlich in Richtung Offenstall. Im Sommer perfekt. Aber wenn ich mich dann im Winter in den Offenställen so umgucke, ist eigentlich nur Punkt 3 -der Sozialkontakt- ausreichend erfüllt. Bewegen könnten sich die Pferde auch, tun sie aber meistens nicht, sondern stehen die meiste Zeit des Tages rum und das oft in „knietiefem“ Matsch. Egal mit wie viel Liebe und Elan ich meinen Offenstall lebe, wenn ich den Tieren im Winter keinen Anreiz zur Bewegung gebe, werden sie genau wie wir Menschen bequem. Das Futter kommt ja in ein paar Stunden wieder genau an diese Stelle, warum also bewegen.
Über die „Schäden“, die durch Nichtbewegen passieren, werde ich an anderer Stelle mal schreiben.

Also: Offenstall ist gefühlt irgendwie schon mal besser als Boxenhaltung, wäre also nur noch die Sache mit der Bewegung im Winter zu klären.

Und dafür gibt es auch eine Lösung: den Paddock-Trail!

Der Paddock-Trail führt meistens im Kreis z.B. um eine Koppel herum, hat verschiedene Stationen (z.B. Fressen, Liegen, Trinken, Mineralien) und zwingt die Pferde den ganzen Tag (und Nacht) zur Bewegung – den meisten Bewegungsdrang haben Pferde übrigens in der Dämmerung.
Die Pferde wandern auf dem Paddock-Trail den ganzen Tag von einer Fressstation zur nächsten. Zwischendurch halten sie im Liegebereich ein Nickerchen und gehen mal zur Tränke.

Nachdem ich mich über diese Art der Haltung genauer informiert hatte, gab es für mich nur noch eine Lösung. So einen Stall möchte ich haben! Und jetzt wird mein Traum Wirklichkeit und ich kann gesunde, artgerechte Pferdehaltung anbieten.

 

 

 

 

One thought on “Warum einen Paddock-Trail und was ist das überhaupt?


  1. Ich finde es super, dass du dir diesen Traum erfüllen konntest und wünsche dir, dass alles so klappt, wie du es dir vorgestellt hast. Ich habe schon einige Aktivställe gesehen und bei fast allen war die Idee gut, aber die Ausführung immer nur bedingt gelungen. Entweder gibt es keinen Rundlauf aus Platzmangel oder die Heuraufen stehen nicht den ganzen Tag zur Verfügung, so dass rangniedrige Pferde nicht an genügend Heu kommen, die Schlafplätze sind ungenügend ausgestatted oder die Böden sind extrem schädlich für die Hufe. Perfekt ist nichts und wenn annähernd, dann vermutlich unbezahlbar, aber wenn mal jemand das Wesentliche trifft, dann Hut ab! Viel Glück

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